…. 2016 nahm ich das allererste Mal an einer systemischen Familienaufstellung teil.
Die Zeit davor waren anstrengend gewesen. Drei lebhafte Jungs, Hausbau, Übersiedlung von Oberösterreich nach Murau - ich war erschöpft und irgendwo in mir wusste ich, das etwas aus der Bahn geraten war. Ich funktionierte mehr als ich lebte.
So stand ich nun als Stellvertreter in einer Rolle für das Problem einer anderen Person und dieser Moment veränderte mein Leben.
Es war als wäre mein Stecker in die universelle Steckdose gerutscht, oder als hätte mich jemand plötzlich auf Empfang geschalten. Als wäre ich mit etwas größeren Verbunden und mein kleines "Ich" liebevoll umfangen, als ein Teil des einen Großen und Ganzen. Ich konnte mir nicht erklären was passiert war. So etwas hab ich bewusst noch nie wahrgenommen und dieses Gefühl, diese Neugier, die Begeisterung dafür ließ mich nicht mehr los. Bis heute nicht und ich wollte definitiv mehr davon.
Jahre lang folgte ich diesem Gefühl in mir. Jedes mal wenn ich mich wieder für ein Seminar, eine Ausbildung entschied, kam eine unendliche Freude in mir hoch mich, wieder ein paar Tage ganz diesem Gefühl der Verbundenheit zu widmen. Um zu erfahren, zu genießen und um wieder ein wenig tiefer eintauchen.
Nach und nach erlernte ich Techniken, die mir halfen mein persönliches Drama aus einer anderen Perspektive aus zu betrachten und immer mehr aufzulösen. Lernte Weggefährten kennen. Wir begleiteten uns gegenseitig durch intensive Prozesse, übten strauchelten, sprachen uns Mut zu und standen wieder auf um weiter unseren Weg zu gehen. Die Veränderung ging nicht von heute auf morgen. Aber mit der Zeit wurde sie ein Teil von mir und von meinem Leben.
Mein Beruf als Künstlerin veränderte sich und auch der Fokus in meinen künstlerischen Projekten wurde ein anderer. Ich verstand das ich Veränderung in meinem Leben bewirken konnte, indem ich meine Einstellung dazu änderte. So stieg ich aus dem Opferdasein aus. Seither nehme die täglichen Herausforderungen an mein Leben aktiv mitzugestalten und versuche mich nicht mehr davor zu drücken. An manchen Tagen mit mehr Enthusiasmus, an manchen mit weniger. Dieses Gefühl aber, welches in mir bei diesem ersten Kontakt aufgepoppt war, ist bis heute mein Leitstern geblieben.
Es weist mir die Richtung und auch wenn es nicht immer der einfachste Weg ist, ist es der Weg meines Herzens. Das klingt furchtbar kitschig, aber so ist es halt.
So erwies sich meine Empfindsamkeit/Verletzlichkeit, die ich bis dahin als persönliche Schwäche empfand und Zeit meines Lebens versucht habe zu ignorieren, plötzlich als nützlich und brauchbar. Und so zeigte es sich mir das es die eigentliche Überanstrengung darin lag mein "Fühlen" zu unterdrücken.
Wenn ich meine "Fühler" ausbreite bin ich entspannter, energiegeladener und viel mehr in meiner Mitte. Ich muss aber auch zu mir stehen, meine inneren Werte erkennen und vertreten. Das braucht Übung, aber mit der Zeit wurde ich immer besser darin.
Nach und nach ergab es sich das von meinem Erlernten andere Personen profitierten. Ich konnte mit meinem Wissen, meiner Erfahrung arbeiten und diese auch bei anderen Personen nützlich einsetzen. Der Wunsch danach wieder ein Stückchen weiter zu wachsen, zu lernen und diese Fertigkeiten nun richtig anzuwenden und in einen beruflichen Rahmen zu leiten entstand. So wurde aus einer Vision nun wieder ein Stückchen mehr meine eigene gelebte Wirklichkeit …